DE/520120 - Brief an Jawaharlal Nehru geschrieben aus Allahabad


Letter to Jawaharlal Nehru (Page 1 of 6)
Letter to Jawaharlal Nehru (Page 2 of 6)
Letter to Jawaharlal Nehru (Page 3 of 6)
Letter to Jawaharlal Nehru (Page 4 of 6)
Letter to Jawaharlal Nehru (Page 5 of 6)
Letter to Jawaharlal Nehru (Page 6 of 6)


20. Januar, 1952

Pandit Jawaharlal Nehru,
President—All-India National Congress Working Committee.
New Delhi.

Lieber Panditji,

Ihr Artikel mit der Überschrift "Let us be True to one another" veröffentlicht in der A.B. Patrika (Allahabad Edition) D/30.12.51 gewann meine Aufmerksamkeit und ich laß diesen wieder und wieder. Dieser Artikel enthielt den Kern der zukünftigen Aktivitäten der menschlichen Gesellschaft im spirituellen Reich und ich laß in ihrer Aussage über die tiefen Gedanken von dem Weitergehen der menschlichen Zivilisation. Sie haben dies rechtens gesagt, sodass die folgenden Worte in diesem Zusammenhang sind.

"Also suchen wir nach neuen Wegen, nach neuen Aspekten der Wahrheit, die besser mit unserer Umwelt harmonieren. Und wir stellen uns gegenseitig in Frage, debattieren und streiten und entwickeln eine Vielzahl von "Ismen" und Philosophien. Wie zu Zeiten von Sokrates leben wir in einem Zeitalter der Hinterfragung, aber die Hinterfragung ist nicht auf eine Stadt wie Athen beschränkt: Sie ist weltweit".

Es gibt zwei Wege, solche Fragen zu beantworten, nämlich den deduktiven und den induktiven Weg. Die Sterblichkeit des Menschen wird auf eine der beiden Arten festgestellt. Auf dem deduktiven Weg nehmen wir es als gegeben hin, dass der Mensch sterblich ist. Aber auf induktivem Weg nähern wir uns der gleichen Wahrheit durch unsere schlechte Argumentation von "Beobachtung und Experiment". Durch Beobachtung können wir sehen, dass Gandhi stirbt, Fotilal stirbt, C.R. Das stirbt, Patel stirbt und daher schließen wir, dass der Mensch stirbt oder "der Mensch ist sterblich". Wenn wir dann auf die gleiche Weise folgern, dass der Mensch sterblich ist, und feststellen, dass Jawaharlal ein Mensch ist, schließen wir daraus, dass Jawaharlal sterblich ist.

Wahrheit bedeutet absolute Wahrheit. Relative Wahrheit ist an Bedingungen geknüpft, und wenn die Bedingungen nicht erfüllt sind, verschwindet die relative Wahrheit. Aber die absolute Wahrheit existiert nicht unter Bedingungen, sie steht über allen Bedingungen. Wenn wir also von Wahrheit sprechen, können wir sie für die Absolute Wahrheit halten. Und wenn wir davon sprechen, sich der Wahrheit auf neuen Wegen zu nähern, können wir davon ausgehen, dass wir uns der Wahrheit auf induktivem Wege nähern wollen.

Die Absolute Wahrheit wird in den Veden als Satyam Param Dhimahi - das summum bonum - beschrieben. Und von dieser Absoluten Wahrheit geht alles aus. "Janmadyasya yatah". Diese Absolute Wahrheit wird in den vedischen Literaturen als Sanatana oder Ewig beschrieben. Und die Philosophie oder Wissenschaft, die sich mit solchen ewigen Themen beschäftigt, wird als Sanatana Dharma bezeichnet.

Deshalb müssen wir zuerst die Ewige Absolute Wahrheit auf neuen Wegen herausfinden(?) und dann müssen wir die neuen Aspekte der Absoluten Wahrheit in Harmonie mit unserer gegenwärtigen Umgebung herausfinden.

Die heutige Umwelt unterscheidet sich zweifellos von der alten. Und wenn wir die Gegenwart mit der Vergangenheit vergleichen, können wir sehr leicht feststellen, dass

1. Die Menschen in der heutigen Zeit im Allgemeinen kurzlebig sind. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei etwa 30 Jahren.

2. Sie im Allgemeinen nicht sehr einfach gestrickt sind. Fast jeder Mensch ist gezeichnet und krumm.

3. Sie keinen Spielraum für hohes Denken haben, weil sie mit verschiedenen relativen Wahrheiten verblüfft sind.

4. Unglücklicherweise ihre Probleme in diesem Zeitalter ihr ganzes Leben lang ungelöst bleiben, obwohl sie von ihren Führern angegangen werden. Sie geben ihr Bestes, um ein Problem zu lösen, aber leider wird es immer akuter und drängender.

5. Vor allem die Menschen in diesem Zeitalter immer mehr von Hungersnöten, Knappheit, Beschwerden und Krankheiten geplagt sind.

In den alten Tagen war das Leben nicht so sehr an Bedingungen geknüpft und belastet. Die einfachen Probleme waren damals die Probleme von Brot, Kleidung und Unterkunft, die durch einfachste Verfahren gelöst wurden. Die Probleme von Brot, Kleidung und Unterkunft wurden durch die Landwirtschaft gelöst, und die Industrialisierung war ihnen unbekannt. Sie hatten also keine Vorstellung davon, in großen Palastbauten zu leben und dafür den Segen der Menschlichkeit zu opfern. Sie waren damit zufrieden, in Hütten zu leben, und doch waren sie sehr intelligent. Selbst der berühmte Canakya Pandit, der während der Herrschaft Candraguptas Premierminister Indiens war, lebte in einer Hütte und bezog kein Gehalt vom Staat. Diese einfachen Gewohnheiten haben seiner hohen Intelligenz und Würde keinen Abbruch getan, und so hat er viele nützliche Schriften verfasst, die noch immer von Millionen Menschen zur sozialen und politischen Orientierung gelesen werden. So war die Einfachheit der brahmanischen Kultur ein Ideal für die untergeordneten Schichten der Gesellschaft, und auf deduktive Weise folgten die untergeordneten Ränge, nämlich die Ksatriyas, die Vaisyas und die Sudras, nach den Anweisungen des gebildeten Brahmanen. Solche Wege, sich der Wahrheit zu nähern, sind immer einfach, schlicht und vielleicht die vollkommensten.

Die kultivierte Brahmanenklasse der Gesellschaft würde erklären, dass es Gott oder Brahman gibt, und die Ksatriyas, Vaisyas und Sudras, die weniger kultiviert sind als die Brahmanen, würden dem letzteren treu folgen, sei es blind oder anders. Durch diese treue Befolgung könnten die untergeordneten Klassen viel Zeit sparen, wenn es darum ging, für die Existenz Gottes zu argumentieren oder diese zu ergründen, und dennoch wären sie nicht ungläubig.

In den alten Tagen würde sogar ein Brahmane wie Canakya sagen, dass

Vidwatamcha Nrpatamcha
Naiva Tulaya Kadacana
Swadesa Pujyate Raja
Vidvar Sarbatra Pujyato.

Ein wirklich kultivierter Gelehrter steht weit über einem Politiker. Denn ein Politiker wird durch die Stimmen seiner Landsleute geehrt, während ein kultivierter und gelehrter Mensch überall auf der Welt geehrt wird. Wir sagen also, dass Ravindra Natha und Gandhi nie von den Stimmen ihrer Landsleute abhängig waren, sondern dass sie in der ganzen Welt für ihren kulturellen Beitrag geehrt wurden. Derselbe Canakya Pandit definierte den Standard des Lernens. Der Standard des Lernens müsse durch das Ergebnis und nicht durch die Art der Universitätsabschlüsse bezeugt werden. Er sagte, dass derjenige, der alle Frauen, außer seiner verheirateten Frau, als Mütter ansieht, alle anderen Reichtümer als Kieselsteine auf der Straße und alle Lebewesen als sein eigenes Ich, ein wirklich gelehrter Mensch ist. Er legte keinen Wert darauf, wie viele Grammatiken, Rhetoriken oder andere Wissensbücher man durchgenommen hat oder mit wie vielen Doktortiteln verschiedener Universitäten man ausgezeichnet wurde.

Gegenwärtig wissen wir sehr gut, dass nur wenige Männer andere Frauen außer der eigenen Ehefrau als Mütter betrachten; nur sehr wenige Männer werden den Reichtum anderer als Kieselsteine auf der Straße betrachten und nur sehr wenige Männer werden versuchen, sich anderen Lebewesen gegenüber so zu verhalten, wie man selbst behandelt werden möchte.

Die Weisen der alten Zeit entdeckten durch spirituelle Kultur, dass die Energie des Menschen nur für die spirituelle Verwirklichung genutzt werden sollte. Ganz zu schweigen von Lord Sri Krishna, der vor etwa 5000 Jahren die Philosophie der Bhagavad-gita sprach, wissen wir, dass in den 2000 Jahren der Menschheitsgeschichte kein einziger Weiser, einschließlich Jesus Christus, Prophet Mohammed, Lord Buddha, Acarya Sankara, Madhya, Ramanuja oder sogar Lord Caitanya, der materialistischen Lebensweise irgendeine Bedeutung beimaß. Materielle Notwendigkeiten waren der spirituellen Verwirklichung immer untergeordnet. Sie sahen, dass das Brotproblem, das Kleidungsproblem und das Problem der Unterkunft niemals durch materielle Aktivitäten gelöst werden, denn nach dem Gesetz der Natur wird dem Elefanten der ganze Dschungel zu fressen gegeben und der kleinen Ameise ein Zuckerkorn, um ihre jeweiligen Brotprobleme zu lösen, und dennoch bleiben die Tiere hungrig. Es ist nicht die Frage eines Dschungels oder eines Zuckerkorns, die unser Brotproblem lösen kann, sondern es ist die Frage nach echter Nahrung, die den Hunger des Menschen stillen und ihn zu einem richtigen Leben erwecken kann. Der Mensch sollte daher nicht ermutigt werden, seinen ungestillten Hunger wie der riesige Elefant oder die kleine Ameise zu stillen, sondern er sollte anderweitig erzogen werden, was für seine wirkliche Nahrung sorgen soll.

Die wunderbaren Tempel, Moscheen und Kathedralen vergangener Jahrhunderte wurden errichtet, um ihnen die wahre Nahrung zu geben, und sie wurden nicht durch blinden oder unhinterfragten Glauben errichtet. Sie wurden auf der Grundlage des vollen Glaubens und des logischen Denkens erbaut, das auf einem deduktiven Prozess beruht. Die Veden, die Bibel oder der Koran forderten den Menschen auf, seine konservierte Energie im transzendentalen Dienst Gottes richtig einzusetzen, und die ungebildeten Menschen in den alten Tagen folgten diesen Anweisungen ohne zu zögern, um die absolute Wahrheit zu erkennen. Solche Tempel und Moscheen waren daher Zentren der Hochkultur, die dem menschlichen Bewusstsein echte Nahrung boten.

Aber in der heutigen Zeit gibt es in Abwesenheit einer solchen Hochkultur kaum einen Unterschied zwischen den Tempeln, Moscheen und Kathedralen und den hohen Geschäftsgebäuden in einer geschäftigen Stadt. Wenn die Kultur wiederbelebt werden soll, ist es durchaus möglich, dies auch in den Parlamentsgebäuden in Neu-Delhi oder in den Geschäftsgebäuden von New York zu tun. So wie die Denkweise von Sokrates nicht an die Mauern von Athen gebunden ist, so ist auch die brahmanische Kultur nicht an die Mauern von Indien gebunden. Man kann die neun vorgeschriebenen Qualifikationen eines Brahmanen, die sieben Qualifikationen der Ksatriyas, die drei Qualifikationen der Vaisyas und die eine Qualifikation eines Sudra weltweit herausfinden. Man kann also Brahmanen und andere Gesellschaftsordnungen auf der ganzen Welt aufspüren. Obwohl Gandhiji in einer Vaisya-Familie geboren wurde, besaß er fast alle neun Qualifikationen eines Brahmanen, und wenn möglich, können wir solche Brahmanen in anderen Teilen der Welt finden.

Ein brahmanischer Gandhi-Kongressabgeordneter ist durchaus in der Lage, sein Prinzip zu leiten, während tausend andere Sudra-Kongressabgeordnete ihm nur helfen können, es in Stücke zu zerlegen.

Wenn wir uns also der Absoluten Wahrheit auf neuen Wegen in Harmonie mit der gegenwärtigen Umgebung nähern wollen, sollten wir versuchen der qualifizierten Weise der brahmanischen Kultur treu zu sein. Nur ein Dutzend wirklich qualifizierter Brahmanen aus allen Teilen der Welt sollte sich zusammenschließen, um die Prinzipien der Ksatriyas, der Vaisyas und der Sudras in der ganzen Welt zu leiten. Die Sokrates'sche Denkweise sollte in vollem Umfang genutzt werden, denn sie macht den einzigen Unterschied zwischen einem Menschen und einem Tier aus. Es gibt reichlich Raum für diese neue Art der Annäherung an die Absolute Wahrheit, und nur dies wird das akute, bedrückende Weltproblem lösen. Wenn es einen Mangel an solchen qualifizierten Brahmanen gibt, wovon ich ehrlich gesagt ausgehe, dann sollten wir uns zusammentun, um eine solche brahmanische Kultur zu entwickeln, nicht durch blinden Glauben, sondern durch vernünftiges Denken und Hinterfragen. Aber wir müssen trotzdem aufrichtig und gründlich in unserem Versuch sein.

Als demütiger Schüler von Om Visnupada Sri Srimad Bhaktisiddhanta Sarasvati Goswami möchte ich Ihnen und allen anderen immer treu bleiben. Und wenn Sie ihren Vorfahren, ich meine die brahmanische Kultur, aufrichtig treu sind, haben Sie die Kraft und die Fähigkeit, die Welt zu retten, indem Sie die brahmanische Kultur noch einmal zur Vollendung der bedrängten Welt präsentieren. Bei solchen Taten ihres weiten Geistes bin ich Ihnen immer zu Diensten.

Ich erwarte Ihre Antwort mit Interesse,

Mit freundlichen Grüßen,