DE/680426 - Brief an Janardana geschrieben aus New York


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ISKCON Radha Krishna Temple
26 Second Avenue
New York, N.Y. 10003

26. April 1968


Mein lieber Janardan,

Bitte nimm’ meine Segnungen entgegen. Ich bestätige hiermit den Erhalt Deines Briefes vom 12. April 1968, datiert auf den 24. April 1968, mit Beilage des Briefes von Kirtanananda Swami vom 7. April 1968. Ich bin so froh zu erfahren, dass Du Dein Examen als M.A. bestanden hast, und ich hoffe, dass Du sehr bald Deinen Doktortitel haben wirst; beide Titel im Dienste des Herrn. Es gibt vier Dinge, die in dieser materiellen Welt wünschenswert sind, nämlich gute Abstammung, üppiger Reichtum, ausreichende Bildung und große Schönheit. Diese Dinge sind manchmal ein Hindernis im Dienste des Herrn, weil solche Personen mit großartiger Abstammung, Reichtum usw. sich materiell aufblähen und so vom Krishna-Bewusstsein abweichen, aber wenn diese Dinge im Dienst des Herrn eingesetzt werden, wird ihr Wert um ein Vielfaches größer. So wie die Null keinen Wert hat, aber wenn die Null auf die richtige Seite der Eins gesetzt wird, erhöht sich der Wert der Null auf das Zehnfache; in ähnlicher Weise werden unser Leben, unser Reichtum, unsere Intelligenz und unsere Worte 100 mal 100 mal größer und größer, wenn sie im Dienst des Herrn eingesetzt werden. Ich werde immer zu Krishna beten, dass Du als erfolgreicher und angesehener Gelehrter hervorgehst, damit Deine Schriften und Gedanken von den weltlichen Zänkern ernst genommen werden. Unsere einzige Aufgabe ist es, das Krishna-Bewusstsein der unwissenden Masse der Menschen zu präsentieren, und wenn diese Menschen uns in Anbetracht der wichtigen Position die wir in der materiellen Welt inne haben, zustimmen, ist dies eine großartige Gelegenheit, unser Anliegen vorzubringen, und damit unsere Mission zu erfüllen. Acaryas in der Schüler-Nachfolge von Lord Chaitanya lehren uns, dass wir auf sehr demütige Weise versuchen sollen, der Menschheit die Botschaft von Lord Chaitanya zu überbringen, und dieser Dienst für den Herrn wird uns erfolgreich machen. Ich segne Dich aufrichtig, dass Deine Hoffnung, zukünftig das Krishna-Bewusstsein nach französischer Art zu präsentieren, erfüllt werden möge.

Was die Sache mit Bon Maharaj betrifft: Wir werden die Angelegenheit bei unserem Treffen besprechen. Gegenwärtig ist es für Dich gut zu wissen, dass dieser Herr großen materiellen Ehrgeiz besitzt. Er möchte das Krishna-Bewusstsein für seinen materiellen Rang und Namen benutzen. Er hat unseren Guru Maharaja zeitweise sehr beleidigt, und so kam es, dass Guru Maharaj ihn am Ende faktisch zurückgewiesen hat. Und das Ergebnis ist, dass dieser Herr, anstatt ein großer Prediger des Krishna-Bewusstseins zu werden, künstlich zum Leiter einer weltlichen Institution geworden ist. Ein sehr wichtiger Mann nach weltlichem Maßstab zu werden, ist kein Erfolg im Krishna-Bewusstsein. Er wurde zuerst von meinem Guru Maharaj zusammen mit unserem verstorbenen Gottbruder, Bhakti Pradip Tirtha Maharaj, zur Eröffnung eines Missionszentrums nach London entsandt, und sie blieben dort drei Jahre lang, machten aber keine nennenswerten Fortschritte. Außer, dass enorm viel Geld meines Gurus Maharaj ausgegeben wurde, und sie später nach Indien zurückgerufen wurden. Das ist eine lange Geschichte und es ist nicht möglich, in diesem Brief alles zu sagen; aber für’s Erste, solltest Du Dich mit diesen Worten zufrieden geben, und später reden wir weiter. Grundsätzlich weißt Du vielleicht, dass er keine befreite Person ist und er deshalb niemanden ins Krishna-Bewusstsein einweihen kann. Dies erfordert besonderen spirituellen Segen von höheren Autoritäten.

Die Aussagen von Thakur Bhaktivinode sind so gut wie die Schriften, weil er eine befreite Person ist. Im Allgemeinen kommt der spirituelle Meister aus der Gruppe solch ewiger Gefährten des Herrn; und jeder, der den Prinzipien solch ewig befreiter Personen folgt, ist so gut wie jemand aus der oben erwähnten Gruppe. Eine im Krishna-Bewusstsein fortgeschrittene Person wird dann als Guru anerkannt, wenn sie dem Prinzip folgt, niemanden als Schüler, sondern jeden als die Erweiterung ihres Gurus anzusehen. Das ist eine sehr hohe Position, die Maha-bhagawat genannt wird. Genau wie Radharani hält sie manchmal einen Untergebenen von ihr für ihren Lehrer, um die Hingabe zu Krishna zu verstehen. Eine Person, die ein befreiter Acharya und Guru ist, begeht keine Fehler, aber es gibt Personen, die weniger qualifiziert oder nicht befreit sind, die aber dennoch als Guru und Acharya handeln können, indem sie strikt der Schüler-Nachfolge folgen. Es ist die Anordnung der Sastras, dass jeder der Hölle geweiht ist, der die Bildgestalt im Tempel als aus Holz oder Stein gemacht ansieht oder die Acaryas und Gurus als gewöhnliche Menschen betrachtet und Vaisnavas oder Gottgeweihte als einer bestimmten Gruppe oder Kaste zugehörig diskriminiert. Deine Frage über Bon Maharaja in Bezug auf seinen Schüler ist sehr intelligent und kompliziert. Sobald wir uns treffen, werden wir lange darüber diskutieren können.

Was Kirtananandas Brief betrifft, so darf ich Dir mitteilen, dass ich immer an ihn denke und zu Krishna um seinen gesunden Menschenverstand bete. Das ist meine Pflicht. Jeder der zu mir kommt, meine Hilfe erbittet oder im Krishna-Bewusstsein vorankommen will, von mir die Einweihung erhält und als mein Schüler angenommen wird, kann davon ausgehen, dass ich für ihn und sein Wohlergehen bete. So diente Kirtanananda mir persönlich, besonders während meiner Krankheit, das wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Aber nur, weil er unsere Aktivitäten irgendwie missverstanden hat, heißt das nicht, dass ich nicht mehr sein wohlmeinender Freund bin. Ich schreibe am Ende meiner Briefe an meine Schüler: "Dein ewig wohlmeinender Freund", und ich kann niemand anderer sein, als der ewig wohlmeinende Freund meiner Schüler, auch wenn er mich verlassen mag. Also betete ich zu Krishna, dass er Kirtanananda von seiner Fehleinschätzung retten möge. Und wenn er jemals Hare Krishna, zumindest einmal mit aufrichtigem Herzen gechantet hatte, bin ich mir sicher, dass Krishna ihm nicht erlauben würde, Seinen Einfluss zu verlassen. Deshalb glaube ich, dass er die Form Krishnas nie vergessen kann, noch kann er seine Persönlichkeit verleugnen. Es ist eine gute Nachricht, dass er versucht, ein neues Vrindaban zu errichten, was ich durch Hayagriva Brahmacary vorgeschlagen habe, und wenn er bei seinem Versuch erfolgreich ist, wird dies sicherlich als ein großer Segen für ihn von Lord Krishna angesehen werden. Als ich ihm sannyas anbot, erwartete ich solch große Leistungen von ihm, und wenn Krishna es wünscht, wird er bei seinem großen Versuch erfolgreich sein. Ja, ich habe durch Hayagriva Brahmacary meinen Wunsch geäußert, dorthin zu gehen, und wenn ich von Kirtanananda Swami eingeladen werde, dann wird es mir eine große Freude sein, diesen Ort zu sehen und seine Gemeinschaft zu genießen.

Am ersten Mai fahre ich nach Boston. Gestern Abend hatten wir ein sehr schönes Treffen an der Temple University in Philadelphia, und von 19.00 bis 21.00 Uhr gab es schönen Kirtan und Vorträge, sowie Fragen und Antworten. Sie haben uns 150,00 Dollar für Transportkosten und meine Vortragsgebühren bezahlt, und am 30. April werden wir ein ähnliches Treffen in Long Island, an der State University of New York, in Stoney Brook abhalten. Sie haben uns außerdem versprochen, uns 200,00 Dollar zu zahlen. Ähnliche Treffen fanden in verschiedenen Teilen von San Francisco und Los Angeles statt, als ich dort war. Es besteht also eine große Möglichkeit, unsere Bewegung des Krishna-Bewusstseins zu verbreiten, und wenn wir gemeinsam und mit ernster Aufrichtigkeit arbeiten, werden wir dieses große Abenteuer mit Sicherheit erfolgreich abschließen.

Ich hatte erwartet, Dich bis zu diesem Zeitpunkt hier in New York zu treffen, aber ich sehe in Deinem Antwortbrief keinen Hinweis darauf. Jedenfalls bin ich durch den Erhalt Deines Briefes sehr zufrieden, und ich freue mich von Dir, wie ich glaube in Boston, zu hören. Ich hoffe, es geht Dir gut.

Dein ewig wohlmeinender Freund,

(nicht unterschrieben)

3720 Park Avenue
Montreal 18, Quebec
Canada