DE/680824 - Brief an Roland Michener (Generalgouverneur von Kanada) geschrieben aus Montreal


His Divine Grace A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda



24. August 1968


Seine Exzellenz der recht ehrenwerte Roland Michener Generalgouverneur von Kanada Regierungshaus Ottawa, Ontario, Kanada

Eure Exzellenz,

Die ISKCON (die Internationale Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein) ist eine nicht-gewinnorientierte Organisation, deren Zweck es ist, das Wohlergehen der menschlichen Gesellschaft zu fördern, indem sie ihre Aufmerksamkeit auf Gott lenkt. Wir sind eine nicht-sektiererische Gesellschaft, und zu unseren Mitgliedern gehören Menschen christlichen, jüdischen und muslimischen sowie hinduistischen Glaubens. Das Ziel der ISKCON ist es nicht, eine neue religiöse Sekte zu gründen, sondern sich auf die brachliegende Liebe des Lebewesens zu Gott zu berufen und so der menschlichen Gesellschaft aller Glaubensrichtungen eine gemeinsame Plattform klaren theistischen Wissens und klarer Praxis zu bieten. Die Mitglieder der ISKCON können ihre jeweilige Religion beibehalten, denn die ISKCON soll eine klare, praktische gemeinsame Formulierung des gemeinsamen Ideals aller Theisten aufstellen und die unnötigen dogmatischen Ränke, die das theistische Lager jetzt spalten und entkräften, besiegen. Dieses gemeinsame Ideal des Theismus ist die Entwicklung der Liebe zu Gott.

Wir treten in die Fußstapfen von Lord Caitanya, um die schlafende Liebe Gottes anzurufen. Die Summe und der Inhalt dieser Lehre ist, dass das Lebewesen ewig der untergeordnete Diener Gottes ist, aber leider versucht jeder in der menschlichen Gesellschaft, da er durch Illusionen verblendet ist, über andere zu herrschen, ohne den Obersten Gebieter zu akzeptieren. Ein Beispiel dafür ist die jüngste russische Invasion in der Tschechoslowakei.

Die ISKCON versucht, die Menschen mit einfachen Methoden zu schulen, damit sie sich in diesem reinen Zustand des Lebens befinden, indem sie sie dazu ermutigt, sich immer in den Angelegenheiten des Gottesbewusstseins oder des Krishna-Bewusstseins zu versammeln, und ich habe tatsächlich gute Ergebnisse in dem Sinne, dass meine Schüler, seit ich in die westlichen Länder gekommen bin, um diesen Kult zu predigen, dieses Prinzip ohne Zögern angenommen haben, obwohl sie verschiedenen Glaubensrichtungen und Kulturen angehören. Ich denke also, dass diese Verbreitung der Liebe zur Gottheit mit guten Ergebnissen immer mehr vorangetrieben werden kann.

Ich bin im Juni nach Montreal gekommen, weil ich hier bleiben wollte, und Ihre Einwanderungsbehörde hat mich freundlicherweise als Einwanderer aus dem Ausland aufgenommen. Als solcher möchte ich Montreal zu meinem Hauptquartier für diese kulturelle oder religiöse Propaganda in der westlichen Welt machen. Ich war auf der Suche nach einem schönen Platz in der Stadt, und glücklicherweise habe ich einen in der Sherbrooke Street 722 West gefunden, und es wird davon ausgegangen, dass Eure Exzellenz der letzte Verfügungsberechtigte über dieses Grundstück ist.

Wenn dieses Eigentum nach entsprechender Vereinbarung an meine Gesellschaft übergeben wird, kann ich ihre Aktivitäten sehr schön wie folgt organisieren: 1. Einrichtung einer Druckpresse zur Veröffentlichung von Büchern und Zeitschriften. Viele meiner Bücher sind bereits veröffentlicht, und eine Bhagavad-gita in ihrer jetzigen Form wird von Mssrs. MacMillan and Co. herausgegeben und soll bis Ende Oktober 1968 erscheinen. Bitte sehen Sie auch das beiliegende Foto des verstorbenen indischen Präsidenten L.B. Shastri, der mein Srimad-Bhagavatam entgegennimmt. 2. Singen, tanzen, andächtige Musik spielen. 3. Schlemmen und Verteilen von spirituell zubereiteten Speisen. 4. Prediger ausbilden. 5. Abhalten von Unterricht in der Philosophie der Gotteserkenntnis.

Ich habe mich bei der Mssrs. Crown Assets Disposal Corporation of Ottawa erkundigt, und wie ich höre, haben sie den Preis für das Haus auf etwa 400.000,00 $ (vierhunderttausend Dollar) festgelegt. Ich kann nicht den gesamten Betrag auf einmal bezahlen, aber ich kann alle Bedingungen akzeptieren, die Eure Exzellenz für angemessen halten. Da ich aber als Missionar tätig bin, kann ich die Verantwortung übernehmen, 12.000,00 $ (zwölftausend Dollar) pro Jahr im Voraus zu zahlen. Wenn Euer Exzellenz meine Aktivitäten als sehr wesentlich für die menschliche Gesellschaft insgesamt betrachten würde, können Sie etwas tun, durch das ich das Haus wie oben erwähnt richtig nutzen kann. Dieser Gefallen wird eine große Hilfe für die Sache der menschlichen Gesellschaft sein und der Regierung von Kanada einen guten Namen und Ruhm einbringen.

Ich danke Eurer Exzellenz in Erwartung Ihrer freundlichen Antwort und verbleibe mit freundlichen Grüßen,

A.C. Bhaktivedanta Swami