DE/740503 - Brief an Trista Hubbarth geschrieben aus Bombay


Letter to Trista Hubbarth


Hare Krishna Land,
Gandhi Gram Road,
Juhu, Bombay 54, INDIA

3. Mai 1974

Lieber Trista Hubbarth,

Bitte nimm meine Grüße entgegen. Ich möchte den Eingang deines Briefes vom 25. März bestätigen, den ich aufgrund einer Rundreise erst kürzlich erhalten habe.

Du hast mich sehr bedächtig gefragt, was ich vom Selbstverwirklichungsyoga und der Meditation halte. Wir befassen uns nicht mit anderen Religionen oder Yogas in Form von Wettbewerb oder sektiererischem Gesinnung. Tatsächliches spirituelles Wissen besteht darin, die maßgebenden Anweisungen aus den heiligen Schriften und von den großen Acaryas, den spirituellen Meistern in der Schülernachfolge, zu übernehmen. Die Meinungen anderer sind nicht relevant. In der Bhagavad gita zum Beispiel gibt Lord Krishna seine Meinung kund, und er wird von allen großen Weisen der vedischen Philosophie, einschließlich Vyasadeva, dem Verfasser aller Schriften, sowie von Narada, Brahma, Siva und in der Neuzeit von Ramanuja, Sankaracarya, Lord Caitanya usw. als die Höchste Persönlichkeit Gottes akzeptiert. Sie alle bestätigen, dass Krishna die höchste Wahrheit, die Persönlichkeit Gottes ist. Obwohl dies in den Veden klar und deutlich dargelegt wird, findet man es nicht in den Lehren der heute unterrichtenden so genannten Swamis und Yogis. Deshalb hast du klugerweise entdeckt, dass der Ansatz in meiner Bhagavad-gita ganz anders ist als was du anderswo gefunden hast. Das liegt daran, dass ich nicht versuche, Krishna zu verdrängen oder eine Fehlinterpretation zu geben, sondern ich habe die ursprüngliche Bhagavad-gita akzeptiert, in welcher Krishna sagt: Mattah parataram nanyat (BG 7.7), es gibt niemanden, der höher ist als ich. Heutzutage versprechen uns so genannte Gurus, dass wir selbst mit Gott gleichgestellt werden können, oder dass Gott unpersönlich ist, oder dass jeder Mensch Gott ist, aber nirgendwo steht dies in der Bhagavad-Gita oder irgendeiner anderen vedischen Literatur, noch wird es von einem der oben erwähnten großen spirituellen Meister gelehrt.

Mein Punkt ist, dass, wenn wir von "Selbstverwirklichung" sprechen, dies nicht bedeutet, dass man erkennen sollte, dass man selbst der Höchste ist. Wahre Selbstverwirklichung bedeutet zu verstehen, dass man ein ewiger Diener der höchsten Persönlichkeit Gottes ist, und Vollkommenheit bedeutet, Liebe oder Bhakti, liebevollen Dienst in Beziehung zu dieser höchsten Persönlichkeit Gottes zu entwickeln. Jemand, der eine andere Schlussfolgerung aus der Bhagavad-gita und der Sukzession der Acaryas lehrt, ist gewiss kein Guru, und laut Krishna ist er in Wirklichkeit ein Narr (das Wort, das Krishna benutzt, lautet mudha, Esel, Schurke). Wir müssen also prüfen, ob die Person, die sich als Guru ausgibt, tatsächlich die Wissenschaft von Krishna versteht oder ob er uns von Krishna wegführt oder uns im Namen des Yoga-Mystizismus in die Hölle führt. In diesem Zusammenhang ist das Chanten von Hare Krishna sehr kraftvoll, weil es eine persönliche Beziehung zur Persönlichkeit Gottes entwickelt und das Herz von sündhaften Reaktionen reinigt. Bitte fahre fort, unsere Literaturen zu lesen und bete zu Krishna, dass er dir von innen heraus die richtige Führung gibt, wie du dich einem gutgläubigen spirituellen Meister nähern kannst, um im spirituellen Leben voranzukommen.

Dein ewig Wohlmeinender,

[nicht unterzeichent]

A.C. Bhaktivedanta Swami

ACBS/sdg
Trista Hubbarth, 34 Littlejohn Lane, Gaylord, Michigan